Migräne/Kopfschmerz

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Was ist Migräne?

Bei Migräne handelt es sich um eine Erkrankung mit einem attackenförmig auftretenden, zumeist halbseitigen, pulsierenden Kopfschmerz, welcher häufig mit Begleiterscheinungen wie Licht- und Lärmscheu, Übelkeit sowie visuellen Symptomen in Form von Lichtblitzen oder Flimmern vor den Augen einhergeht. Selten können in der Attacke auch neurologische Ausfälle (Sprachstörungen, Gefühlstörungen und sogar Halbseitenlähmungen) auftreten. Migräne kann in jedem Alter auftreten. Meist beginnt sie nach der Pubertät, nach dem 40. Lebensjahr tritt sie nur selten auf. Personen, in deren Familie Migräne vorkommt, haben ein höheres Erkrankungsrisiko.

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Was sind die Ursachen der Migräne?

Die genauen Ursachen und die exakte Entstehungsart der Symptome sind nicht gänzlich aufgeklärt. Es gibt mehrere Erklärungstheorien, von denen jede für sich gesehen, nicht alle Aspekte der Krankheit abdeckt. Die Schmerzen können von den Blutgefäßen und den Hirnhäuten ausgehen. Beeinträchtigungen dieser beiden Strukturen bieten Erklärungsansätze für die Migräneentstehung. Die Migräne tritt familiär gehäuft auf. Dies lässt darauf schließen, dass die Veranlagung an Migräne zu erkranken, vererbt wird. Jedoch ist die erbliche Disposition nicht der alleinige Faktor für die Migräneerkrankung. Bei bestimmten Migräneformen sind Gendefekte auf dem Chromosom 19 entdeckt worden.

Pathophysiologisch wird angenommen, dass sich die Blutgefäße des  Gehirns im Vorstadium eines Migräneanfalls verengen (Vasokonstriktion) und kurz darauf  wieder maximal erweitern (Vasodilatation). Dieser Vorgang aktiviert Schmerzrezeptoren und ruft so Schmerzen hervor. Der Auslöser für die Verengung und die folgende Gefäßerweiterung ist noch nicht bekannt.

Die Einseitigkeit des Kopfschmerzes und Migräneformen ohne Aura lassen sich mit dieser Theorie allerdings nicht zufriedenstellend erklären. Die Durchblutungsstörung allein verursacht wahrscheinlich keine Migräne.  Eine Rolle in diesem Prozess spielt jedoch der  Serotoninspiegel, das ist eine chemische Substanz, die für die Nervenzellkommunikation wichtig ist (Neurotransmitter). Bestimmte Triptane – Medikamente gegen Migräne – ähneln dem Serotonin und wirken gezielt an speziellen Serotoninrezeptoren im Gehirn.

Der Serotoninspiegel wird beeinflusst von weiblichen Hormonen (Östrogenen), auch der monatliche Regelzyklus wirkt sich also auf die Konzentration dieses Botenstoffes aus. Frauen leiden häufiger an Migräne als Männer. Dieses Ungleichgewicht ist bei gleicher genetischer Disposition u. a. in zusätzlichen Triggerfaktoren wie den natürlichen Schwankungen im weiblichen Hormonhaushalt begründet.

Auslösende äußere Faktoren für Migräneattacken sind  Stress, Rotwein, Schokolade, bestimmte Käsearten, Alkohol, körperliche Belastung, Menstruation (durch die hormonelle Veränderung), Pilleneinnahme, grelles Licht oder Reisen.

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Welche Symptome treten auf?

Circa 10 bis 30 Minuten vor dem eigentlichen Kopfschmerz können bereits die Vorboten des Migräneanfalls (Prodromi oder Aura genannt) beginnen:

  • Sehstörungen, wie farbige Blitze und Gesichtsfeldausfälle
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Depressionen
  • Lichtempfindlichkeit (Photophobie)
  • Kribbeln und/oder Schwäche in einem Arm oder Bein
  • Sprachstörungen

Normalerweise klingen diese Symptome, kurz bevor die Kopfschmerzen auftreten, wieder ab, sie können aber auch anhalten. Migräneattacken können sich regelmäßig in kurzen Abständen wiederholen, dann aber für viele Wochen, Monate und auch Jahre ausbleiben. Eine unbehandelte  Migräneattacke kann einige Stunden oder sogar Tage anhalten.

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Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Diagnose stützt sich auf die genaue Ermittlung der Krankengeschichte (Migräne in der Familie, Häufigkeit, Veränderungen in Intensität und Dauer der Attacken, usw.) und der gründlichen klinisch neurologischen Untersuchung. Eine genaue Beschreibung der Kopfschmerzattacke (Bsp. einseitig, pulsierender Schmerz, Dauer der Attacke, neurologische Ausfälle, Zyklusabhängigkeit, usw.) hilft die richtige Diagnose zu stellen.

Bei allen neu aufgetretenen Kopfschmerzen müssen andere mögliche Ursachen mittels Bildgebung des Kopfes ausgeschlossen werden, die Methode der Wahl ist die Magnetresonanztomographie (MRT). Auch bei typischer erstmaliger Migränesymptomatik oder Veränderungen in der Schmerzintensität empfiehlt sich die Durchführung einer MRT-Untersuchung.

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Welche anderen Kopfschmerzerkrankungen müssen von Migräne abgegrenzt werden?

Eine korrekte Differenzialdiagnose von Kopfschmerzen ist besonders wichtig, um frühzeitig eine adäquate Therapie zur Vermeidung von Chronifizierung einzuleiten. Mehr als 90 Prozent aller Kopfschmerzen sind idiopathischen („unbekannten“) Ursprungs. Letzteres kann jedoch Leitsymptom einer potenziell gefährlichen Erkrankung sein. Bei Verdacht auf einen symptomatischen Kopfschmerz sind unverzüglich eine fachärztliche Untersuchung sowie eine apparative Diagnostik erforderlich. Wichtigste Differenzialdiagnose sind dabei die potentiell lebensbedrohliche akute Subarachnoidalblutung und andere Blutungen im Gehirn.

Neben der Migräne muss bei idiopathischen Kopfschmerzen differenzialdiagnostisch an Spannungskopfschmerz, sowie an verschiedenen Subtypen der Trigeminusneuralgie gedacht werden.

Eine der häufigsten diagnostischen Fragen ist die Abgrenzung zwischen Migräne und Spannungskopfschmerz. Bei etwa den 50% der betroffenen Patienten besteht sowohl ein Spannungskopfschmerz als auch eine Migräne. Es gibt dabei das gesamte Spektrum an Kombinationsmöglichkeiten der jeweils unterschiedlich stark ausgeprägten einzelnen Kopfschmerzformen.

In vielen Fällen weisen bestimmte Symptome – zum Beispiel die Aura einer Migräne – in eine eindeutige Richtung. Die Abgrenzung kann aber auch schwierig sein, vor allem, wenn bei einem Patienten verschiedene Kopfschmerzformen auftreten. So muss zum Beispiel zwischen einem episodischen Spannungskopfschmerz mit Übelkeit und einer Migräne ohne Aura unterschieden werden. Beide Kopfschmerzformen müssen in einem solchen Fall in Hinblick auf die unterschiedliche Behandlungsstrategie getrennt diagnostiziert werden.

 

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Wie wird Migräne behandelt?

Bei der Therapie der Migräne lässt sich zwischen der Therapie des Migräneanfalls und der Migräneprophylaxe, also einer vorbeugenden Behandlung im sogenannten krankheitsfreien Intervall unterscheiden.

Besteht eine Migräne über Jahre, ist eine erfolgreiche Therapie meist nicht in kurzer Zeit zu erreichen. Langfristig verspricht eine Kombination von medikamentösen und nicht- medikamentösen Maßnahmen am ehesten Erfolg. Die Art der Therapie richtet sich nach dem Ausmaß der Migräne, eine vollständige Heilung ist aber nicht möglich. Bei der Migräne- Therapie geht es letztlich darum, die Symptome zu lindern.

Bei einer Migräneattacke helfen kalte Kompressen (z.B. Migränebrille), ein erholsamer Schlaf sowie der Rückzug in einen abgedunkelten, ruhigen Raum, um optische oder akustische Reize weitestgehend auszuschließen. Langfristig kann man versuchen, die Triggerfaktoren zu beeinflussen. Dazu gehören ein Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel wie Käse, Schokolade, Alkohol und Glutamat ebenso wie ein regelmäßiger Schlaf- Wach-Rhythmus sowie das Training bestimmter Methoden der Stressbewältigung.

Eine Selbstmedikation empfiehlt sich nur bei leichter bis mittelschwerer Migräne. Treten Migränekopfschmerzen auf, kann zunächst ein sogenanntes Antiemetikum die Begleitsymptome (z.B. Übelkeit) bessern. Dieses bewirkt auch, dass die Analgetika, also die eigentlichen Schmerzmittel, besser vom Körper aufgenommen werden und besser wirken können. Zum einen aktivieren Antiemetika die Darmbewegung, zum anderen vermeiden sie, dass die Schmerzmittel erbrochen werden. Nach 15 bis 20 Minuten können diese dann folgen, wie beispielsweise Acetylsalicylsäure, Paracetamol oder Ibuprofen. Besonders wirksam sind auch Kombinationspräparate mitCoffein.

In den letzten Jahren sind große Fortschritte bei der Entwicklung spezieller Wirksubstanzen gegen Migräne erzielt worden, zum Beispiel hinsichtlich der selektiv wirksamen Serotoninagonisten. Es handelt sich um Wirkstoffe mit der gleichen Wirkung wie das körpereigene Serotonin. Der erste Vertreter dieser Gruppe war das Sumatriptan. Die neueste Entwicklung ist das Naratriptan, das aufgrund seiner Fähigkeit, die Blut-Hirn-Schranke zu passieren, sowie seiner langen Halbwertszeit und Wirkdauer besonders effektiv ist.

Triptane sind die Substanzen mit der besten Wirksamkeit bei einer akuten Migräneattacke. Sie wirken zu jedem Zeitpunkt innerhalb der Attacke – sie müssen also nicht notwendigerweise zu Beginn eines Anfalls eingenommen werden – und helfen auch gegen die typischen Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen. Nicht angewendet werden sollten Triptane während Aurasymptome auftreten. Bei lange andauernden Attacken können – häufiger als bei Acetylsalicylsäure oder Ergotaminen – die Kopfschmerzen trotz Einnahme von Triptanen wieder auftreten (sog. „headache recurrence“) – dann ist eine zweite Dosis erforderlich.

Nicht bzw. eingeschränkt angewendet werden sollten Triptane bei Erkrankungen der Herzkranzgefäße, bei Durchblutungsstörungen der Hände (Raynaud-Krankheit) oder der Hirngefäße (besonders bei Diabetes, erhöhten Blutfettwerten, Rauchen und Übergewicht) sowie bei eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion!

 

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Wann ist eine sogenannte medikamentöse Prophylaxe-Therapie sinnvoll?

Migräne lässt sich teilweise mit bestimmten Mitteln vorbeugen. Um die Anfälligkeit für einen Migräneanfall herabzusetzen, kann während der beschwerdefreien Intervalle in bestimmten Fällen eine Medikamenteneinnahme sinnvoll sein. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn die Migräneattacken öfter als dreimal pro Monat auftreten und auf Akutbehandlungen nicht ausreichend ansprechen oder wenn die Nebenwirkungen für den Behandelten nicht tolerierbar sind. Auch Migräneattacken, die länger als 48 Stunden dauern, sollten prophylaktisch behandelt werden, ebenso wie solche, die Betroffene subjektiv als unerträglich empfinden. Auch die komplizierten Migräneattacken – manifeste neurologische Ausfälle, die länger als sieben Tage anhalten – bedürfen einer zusätzlichen medikamentösen Vorbeugung.

Die Prophylaxe kann die Häufigkeit, Schwere und Dauer der Migräneattacken im Idealfall spürbar reduzieren und eine medikamenteninduzierten Dauerkopfschmerz vorbeugen. Häufig verwendete Migräneprophylaktika sind die Betablocker, der Calciumantagonist Flunarizin, weiters geeignet sind sich auch die antiepileptisch wirksamen Substanzen Valproinsäure und Topiramat.Eine prophylaktische Therapie sollte nach Möglichkeit immer vom Neurologen eingeleitet bzw. durchgeführt werden.

In manchen Ländern (z.B: Deutschland) ist Botulinum-Toxin – das Medikament wird  an bestimmten Punkten im Gesichtsbereich injiziert-zur  Behandlung der chronischen Migräne ( 15Attacken/Monat) zugelassen. Für diese Therapie besteht in Österreich derzeit keine  bzw. eingeschränkte Verschreibungsmöglichkeit (d.h: die Kosten für das Medikament werden in der Regel nicht von den Krankenkassen übernommen)

Ergänzend ist abschließend anzuführen, dass auch viele alternative Behandlungsmethoden bei Migräne mehr oder weniger  erfolgreich angewendet werden, wie z.B. Akupunktur und Homöopathie.

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BOTOX bei Migräne

Der Giftstoff Botulinumtoxin (kurz: Botox, im allgemeinen hauptsächlich bekannt als Anti-Falten-Mittel) ist seit einiger Zeit zugelassen für die Behandlung chronischer Migräne.

Das Medikament wirkt nur bei chronischer Migräne, also bei Patienten, die an mindestens 15 Tagen im Monat unter den quälenden Schmerzen leiden. Gegen episodische Migräne oder andere Formen von Kopfschmerzen hilft Botox dagegen nicht. Studienergebnisse zeigen, dass Patienten auch auf eine Botox-Behandlung ansprechen, wenn sie einen Übergebrauch an Triptanen oder anderen Schmerzmitteln haben.

Injiziert wird an definierten Stellen im Kopf und Nacken Bereich.Unter der Therapie mit Botox kann es selten zu Nebenwirkungen wie dem Absinken des oberen Augenlides, Spannungsgefühlen der Haut, Schmerzen in den Hautnerven, Nackensteifigkeit, Muskelschwäche und Nackenschmerz kommen. Nach 3 Monaten wird Nachinjiziert, der Erfolg kann unter Umständen erst nach 3-6 Monaten beurteilbar sein!!. Die Behandlung mit dem Botulinumtoxin sollte nur im Einzelfall und nur von einem erfahrenen bzw. mit der Substanz vertrauten Kopfschmerzspezialisten durchgeführt werden

Die (hohen)Medikamentenkosten werden jedoch leider derzeit bei dieser Indikation in Österreich leider noch nicht von den Kassen übernommen/rückerstattet! (Entsprechende Beratung und die Behandlung bei gegebener Indikation kann ggf in meiner Ordination durchgeführt werden, etwaige Kosten auf Anfrage)