Migräne

Frau mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht, die sich mit den Händen an die Schläfen greift.

Bei Migräne handelt es sich um eine Erkrankung mit einem attackenförmig auftretenden, zumeist halbseitigen, pulsierenden Kopfschmerz, welcher häufig mit Begleiterscheinungen wie Licht- und Lärmscheu, Übelkeit sowie visuellen Symptomen in Form von Lichtblitzen oder Flimmern vor den Augen einhergeht. Selten können in der Attacke auch neurologische Ausfälle (Sprachstörungen, Gefühlstörungen und sogar Halbseitenlähmungen) auftreten. Migräne kann in jedem Alter auftreten. Meist beginnt sie nach der Pubertät, nach dem 40. Lebensjahr tritt sie nur selten auf. Personen, in deren Familie Migräne vorkommt, haben ein höheres Erkrankungsrisiko.

http://www.prontopro.at/blog/wenn-die-nerven-an-einer-erkrankung-beteiligt-sind/

Question-Mark-Icon.grey-26Die genauen Ursachen und die exakte Entstehungsart der Symptome bei Migräne sind nicht gänzlich aufgeklärt. Es gibt mehrere Erklärungstheorien, von denen jede für sich gesehen, nicht alle Aspekte. Die Migräne tritt familiär gehäuft auf. Dies lässt darauf schließen, dass die Veranlagung (=Disposition) an Migräne zu erkranken, vererbt wird. Jedoch ist diese erbliche Disposition für Migräne nicht der alleinige Faktor für die Erkrankung. Bei bestimmten sehr seltenen Formen der Migräne sind Gendefekte auf dem Chromosom 19 entdeckt worden.

Pathophysiologisch wurde bislang angenommen, dass sich bei Migräne die Blutgefäße des  Gehirns im Vorstadium einer Attackeverengen (Vasokonstriktion) und kurz darauf  wieder maximal erweitern (Vasodilatation). Dieser Vorgang aktiviert Schmerzrezeptoren und ruft so Schmerzen hervor. Nach neuesten Erkenntnissen spielt ein gewisses Molekül (CGRP= CalzitoninGenRelatedPepdid) eine wesentliche Rolle für die Auslösung von Attacken bei Migräne. Entsprechende, den Effekt dieses Moleküls blockierende Medikamente ( Monoklonale Antikörper) sind bereits verfügbar!!

Eine Rolle bei  Migräne spielt weiters womöglich auch der  Botenstoff Serotonin. Triptane – spezielle Medikamente gegen Migräne – ähneln dem Serotonin und wirken gezielt an speziellen Serotoninrezeptoren im Gehirn.

Der Serotoninspiegel wird beeinflusst von weiblichen Hormonen (Östrogenen), auch der monatliche Regelzyklus wirkt sich also auf die Konzentration dieses Botenstoffes aus. Frauen leiden häufiger an Migräne als Männer. Dieses Ungleichgewicht ist bei gleicher genetischer Disposition u. a. in zusätzlichen Triggerfaktoren wie den natürlichen Schwankungen im weiblichen Hormonhaushalt begründet.

Auslösende äußere Faktoren für Migräneattacken können  Stress, Rotwein, Schokolade, bestimmte Käsearten, Alkohol, körperliche Belastung, Menstruation (durch die hormonelle Veränderung), Pilleneinnahme, grelles Licht oder Reisen sein.

 

 

Circa 10 bis 30 Minuten vor dem eigentlichen Kopfschmerz können bereits die Vorboten des Migräneanfalls (Prodromi oder Aura genannt) beginnen:

  • Sehstörungen, wie farbige Blitze und Gesichtsfeldausfälle
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Depressionen
  • Lichtempfindlichkeit (Photophobie)
  • Kribbeln und/oder Schwäche in einem Arm oder Bein
  • Sprachstörungen

Normalerweise klingen diese Symptome, kurz bevor die Kopfschmerzen auftreten, wieder ab, sie können aber auch anhalten. Bei Migräne können sich die Kopfschmerzattacken regelmäßig in kurzen Abständen wiederholen, dann aber für viele Wochen, Monate und auch Jahre ausbleiben. Eine unbehandelte  Migräneattacke kann einige Stunden oder sogar Tage anhalten.

diagnostic-iconDie Diagnose der Migräne stützt sich auf die genaue Ermittlung der Krankengeschichte (Migräne in der Familie, Häufigkeit, Veränderungen in Intensität und Dauer der Attacken, usw.) und der gründlichen klinisch neurologischen Untersuchung. Eine genaue Beschreibung der Kopfschmerzattacke (Bsp. einseitig, pulsierender Schmerz, Dauer der Attacke, neurologische Ausfälle, Zyklusabhängigkeit, usw.) hilft die richtige Diagnose zu stellen.

Bei allen neu aufgetretenen Kopfschmerzen müssen andere mögliche Ursachen mittels Bildgebung des Kopfes ausgeschlossen werden, die Methode der Wahl ist die Magnetresonanztomographie (MRT). Auch bei typischer erstmaliger Migränesymptomatik oder Veränderungen in der Schmerzintensität empfiehlt sich die Durchführung einer MRT-Untersuchung.

migraine-512 KopieEine korrekte Differenzialdiagnose von Kopfschmerzen ist besonders wichtig, um frühzeitig eine adäquate Therapie zur Vermeidung von Chronifizierung einzuleiten. Mehr als 90 Prozent aller Kopfschmerzen sind idiopathischen (“unbekannten”) Ursprungs. Letzteres kann jedoch Leitsymptom einer potenziell gefährlichen Erkrankung sein. Bei Verdacht auf einen symptomatischen Kopfschmerz sind unverzüglich eine fachärztliche Untersuchung sowie eine apparative Diagnostik erforderlich. Wichtigste Differenzialdiagnose sind dabei die potentiell lebensbedrohliche akute Subarachnoidalblutung und andere Blutungen im Gehirn.

Neben der Migräne muss bei idiopathischen Kopfschmerzen differenzialdiagnostisch an Spannungskopfschmerz, sowie an verschiedenen Subtypen der Trigeminusneuralgie gedacht werden.

Eine der häufigsten diagnostischen Fragen ist die Abgrenzung zwischen Migräne und Spannungskopfschmerz. Bei etwa den 50% der betroffenen Patienten besteht sowohl ein Spannungskopfschmerz als auch eine Migräne. Es gibt dabei das gesamte Spektrum an Kombinationsmöglichkeiten der jeweils unterschiedlich stark ausgeprägten einzelnen Kopfschmerzformen.

In vielen Fällen weisen bestimmte Symptome – zum Beispiel die Aura einer Migräne – in eine eindeutige Richtung. Die Abgrenzung kann aber auch schwierig sein, vor allem, wenn bei einem Patienten verschiedene Kopfschmerzformen auftreten. So muss zum Beispiel zwischen einem episodischen Spannungskopfschmerz mit Übelkeit und einer Migräne ohne Aura unterschieden werden. Beide Kopfschmerzformen müssen in einem solchen Fall in Hinblick auf die unterschiedliche Behandlungsstrategie getrennt diagnostiziert werden.

patient_treatment KopieBei der Therapie der Migräne lässt sich zwischen der Therapie des Migräneanfalls und der Migräneprophylaxe, also einer vorbeugenden Behandlung im sogenannten krankheitsfreien Intervall unterscheiden.

Besteht eine Migräne über Jahre, ist eine erfolgreiche Therapie meist nicht in kurzer Zeit zu erreichen. Langfristig verspricht eine Kombination von medikamentösen und nicht- medikamentösen Maßnahmen am ehesten Erfolg. Die Art der Therapie richtet sich nach dem Ausmaß der Migräne, eine vollständige Heilung ist aber nicht möglich. Bei der behandlung der Migräne geht es letztlich darum, die Symptome zu lindern.

Bei einer Migräneattacke helfen kalte Kompressen, ein erholsamer Schlaf sowie der Rückzug in einen abgedunkelten, ruhigen Raum, um optische oder akustische Reize weitestgehend auszuschließen. Langfristig kann man versuchen, die Triggerfaktoren zu beeinflussen. Dazu gehören eventuell ein Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel wie Käse, Schokolade, Alkohol. Weiters  ist auch ein regelmäßiger Schlaf bei Migräne wichtig.

Eine Selbstmedikation empfiehlt sich nur bei leichter bis mittelschwerer Migräne. Treten Migränekopfschmerzen auf, kann zunächst ein sogenanntes Antiemetikum die Begleitsymptome (z.B. Übelkeit) bessern. Dieses bewirkt auch, dass die Analgetika, also die eigentlichen Schmerzmittel, besser vom Körper aufgenommen werden und besser wirken können. Zum einen aktivieren Antiemetika die Darmbewegung, zum anderen vermeiden sie, dass die Schmerzmittel erbrochen werden. Nach 15 bis 20 Minuten können diese dann eingenommen werden (z.B: Acetylsalicylsäure, Paracetamol oder Ibuprofen. Besonders wirksam sind auch Kombinationspräparate mitCoffein, allerdings besteht bei hohem Gebrauch dieser Substanzen ein höheres Risiko betreffend Entstehung eines Analgetikakofschmerzes

In den letzten Jahren sind große Fortschritte bei der Entwicklung spezieller Wirksubstanzen gegen Migräne erzielt worden, zum Beispiel hinsichtlich der selektiv wirksamen Serotoninagonisten. Es handelt sich um Wirkstoffe mit der gleichen Wirkung wie das körpereigene Serotonin. Der erste Vertreter dieser Gruppe war das Sumatriptan. Die neueste Entwicklung ist das Naratriptan, das aufgrund seiner Fähigkeit, die Blut-Hirn-Schranke zu passieren, sowie seiner langen Halbwertszeit und Wirkdauer besonders effektiv ist.

Triptane sind die Substanzen mit der besten Wirksamkeit bei einer akuten Migräneattacke. Sie wirken zu jedem Zeitpunkt innerhalb der Attacke – sie müssen also nicht notwendigerweise zu Beginn eines Anfalls eingenommen werden – und helfen auch gegen die typischen Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen. Nicht angewendet werden sollten Triptane während Aurasymptome auftreten.Nicht bzw. eingeschränkt angewendet werden sollten Triptane bei Erkrankungen der Herzkranzgefäße, bei Durchblutungsstörungen der Hände (Raynaud-Krankheit) oder der Hirngefäße (besonders bei Diabetes, erhöhten Blutfettwerten, Rauchen und Übergewicht) sowie bei eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion!

519283813Migräne lässt sich teilweise mit bestimmten Mitteln vorbeugen. Um die Anfälligkeit für einen Migräneanfall herabzusetzen, kann während der beschwerdefreien Intervalle in bestimmten Fällen eine Medikamenteneinnahme sinnvoll sein. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn die Migräneattacken öfter als dreimal pro Monat auftreten und auf Akutbehandlungen nicht ausreichend ansprechen oder wenn die Nebenwirkungen für den Behandelten nicht tolerierbar sind. Auch Migräneattacken, die länger als 48 Stunden dauern, sollten prophylaktisch behandelt werden, ebenso wie solche, die Betroffene subjektiv als unerträglich empfinden.

Die Prophylaxetherapie bei Migräne kann die Häufigkeit, Schwere und Dauer Attacken im Idealfall spürbar reduzieren und eine medikamenteninduzierten Dauerkopfschmerz vorbeugen. Häufig verwendete Migräneprophylaktika sind die Betablocker, der Calciumantagonist Flunarizin, weiters geeignet sind sich auch die antiepileptisch wirksamen Substanzen Valproinsäure und Topiramat.

Bei Unwirksamkeit oder Nebenwirkungen dieser Medikamente ist eine Therapie ( subkutane Injektionen alle 4 Wochen) mit „monoklonalen Antikörpern“ sinnvoll/indiziert. ( in so einem Fall übernimmt unter bedingten Voraussetzungen die Krankenkassa die sehr hohen Medikamentenkosten).

Als weitere Möglichkeit bei „chronischer Migräne“ (= sehr hohe Attackenfrequenz) ist Botulinum-Toxin zugelassen. Das Medikament wird  alle 3-4 Monate an bestimmten Punkten im Gesichtsbereich injiziert spezielles „Migräne Schema“). Die Kostenübernahme v.S. der Krankenkassen sind jedoch im Einzelfall möglich soferne das Rezept von einem zertifizierten Botulinumtoxinanwender/Arzt ausgestellt wird

Eine prophylaktische Therapie der Migräne  sollte grundsätzlich immer vom Neurologen eingeleitet bzw. durchgeführt werden.

Ergänzend ist abschließend anzuführen, dass auch viele alternative Behandlungsmethoden bei Migräne mehr oder weniger  erfolgreich angewendet werden, wie z.B. Akupunktur und Homöopathie.

imagesDer Giftstoff Botulinumtoxin (kurz: Botox, im allgemeinen hauptsächlich bekannt als Anti-Falten-Mittel) ist seit einiger Zeit zugelassen für die Behandlung chronischer Migräne.

Das Medikament wirkt nur bei chronischer Migräne, also bei Patienten, die an mindestens 15 Tagen im Monat unter den quälenden Schmerzen leiden. Studienergebnisse zeigen, dass Patienten mit chronischer Migräne auch auf eine Botox-Behandlung ansprechen, wenn sie einen Übergebrauch an Triptanen oder anderen Schmerzmitteln haben.

Injiziert wird an definierten Stellen im Kopf und Nacken Bereich ( „Migräne Schema“).Unter der Therapie mit Botox kann es selten zu Nebenwirkungen wie dem Absinken des oberen Augenlides, Spannungsgefühlen der Haut, Schmerzen in den Hautnerven, Nackensteifigkeit, Muskelschwäche und Nackenschmerz kommen. Nach 3 Monaten wird nachinjiziert, der Erfolg kann unter Umständen erst nach 3-6 Monaten beurteilbar sein!!. Die Behandlung der Migräne mit Botulinumtoxin sollte nur im Einzelfall und nur von einem erfahrenen bzw. mit der Substanz vertrauten Kopfschmerzspezialisten/certifizierten Botulinumtoxin Anwender durchgeführt werden

Die relativ hohen Kosten für diese spezielle Therapie bei chronischer Migräne wird im Einzelfall von den Kassen übernommen/rückerstattet! (nach Entsprechende Beratung und bei gegebener Indikation können die Injektionen in meiner Ordination durchgefühtr (nach Rezeptbewilligung v.S.Chefarzt der KK)

Sogenannte „monoklonale Antikörper“ stehen bereits zur Prophylaxe von Migräne zu Verfügung Migräneprophylaxe. Bei Migräne spielt ein spezielles Molekül (Calcitonin Gene-related Peptide= CGRP) womöglich eine zentrale Rolle bei der Entstehung der Kopfschmerzattacken.

Die monoklonalen Antikörper blockieren den biologischen Effekt von CGRP, derzeit gibt es drei Handelspräparate mit ählichem Wirkmechanismus und ähnlicher Studienlage betreff die prophylaktische Wirksamkeit bei Migräne. Zulassung besteht für die episodische Migräne ab 4 Attacken/Monat sowie auch für die chronische Migräne (sehr häufige Attacken).

Die Antikörper werden mittels Autoinjektor alle 4 Wochen subkutan (vom Patienten selbst) injiziert. Der Wirkeintritt erfolgt rasch, die Nebenwirkungen (z.B. Juckreiz/Verstopfung) bewegen sich auf Placeboniveau, Langzeitnebenwirkungen sind derzeit noch nicht bekannt.

Kontraindikationen sind Herz/Kreislauferkrankungen, entzündliche Darmerkrankungen sowie Erkrankungen mit gestörter Bluthirnschrankenfunktion.

Da es sich um sehr teure Medikamente zur Behandlung der Migräne handelt, bedarf es einer chefärztlichen Bewilligung.Diese Bewilligung wird erteilt, wenn bislang verwendete prophylaktische medikamentöse Therapien der Migräne unwirksam waren ( in ausreichender Dauer und Dosierung) oder wegen Nebenwirkungen oder Kontraindikationen nicht möglich sind/waren.

Diese inovative Prophylaxetherapie der Migräne kann in meiner Ordination verschrieben werden!

Die Wirkung der Gepante ist ähnlich der von den CGRP-Antikörpern (Calcitonin Gene-Related Peptide): Der Wirkstoff  dockt an dem Rezeptor an und blockiert dadurch einen migränebeteiligten Neurotransmitter. Zugelassen ist dieser sowohl für die Akuttherapie der Migräne mit und ohne Aura bei Erwachsenen, als auch für die Prophylaxe der episodischen Migräne bei Erwachsenen mit mindestens vier Attacken pro Monat. Derzeit vorerst nur in Sondersituationen von der krankenkasse bewilligbar